Was ist ein partiarisches Darlehen?
Ein Darlehen wird als partiarisch bezeichnet, wenn der Zinssatz nicht fix, sondern erfolgsabhängig ist. Das bedeutet, dass sowohl die Höhe der Zinsen als auch die Frage, ob überhaupt Zinsen gezahlt werden, direkt vom Geschäftserfolg des Darlehensnehmers abhängen. Das Unternehmen, das das Darlehen erhält, zahlt die Zinsen also nicht wie bei einem herkömmlichen Darlehen zu einem festgelegten Zinssatz, sondern je nach Geschäftslage: Läuft das Geschäft gut, erhält der Darlehensgeber höhere Zinsen; bleibt der Erfolg aus, können die Zinsen reduziert oder gar vollständig ausgesetzt werden.
Vorteile von partiarischen Darlehen bei Risikoinvestitionen
Für Unternehmen bieten partiarische Darlehen eine Reihe von Vorteilen. Da die Zinszahlungen direkt an den Geschäftserfolg geknüpft sind, wird die Liquidität des Unternehmens geschont. In schwachen Geschäftsjahren muss das Unternehmen geringere oder sogar keine Zinszahlungen leisten, was ihm finanzielle Flexibilität verschafft. Dies ist besonders in den Phasen wichtig, in denen die Liquidität knapp ist und klassische Finanzierungsformen wie Bankdarlehen eine zusätzliche Belastung darstellen könnten. Ein weiterer Vorteil für Unternehmen besteht darin, dass diese Art der Finanzierung keine Verwässerung der Anteile nach sich zieht – anders als bei einer Eigenkapitalerhöhung, bei der neue Aktien ausgegeben werden müssen. So behält das Unternehmen seine Eigentümerstruktur bei, ohne neue Anteilseigner aufzunehmen.
Für Investoren hingegen bieten partiarische Darlehen attraktive Renditechancen, da sie am Erfolg des Unternehmens teilhaben können. Während bei einem herkömmlichen Darlehen die Rendite in Form von Zinszahlungen festgelegt ist, ermöglicht ein partiarisches Darlehen dem Investor eine Beteiligung am Gewinn. Insbesondere bei jungen, dynamisch wachsenden Unternehmen kann dies ein erheblicher Vorteil sein, da der Erfolg des Unternehmens direkt auf die Rendite des Darlehens Einfluss nimmt. Gleichzeitig teilt der Investor das unternehmerische Risiko: Läuft das Geschäft schlecht, werden auch die Zinszahlungen niedriger, was das Risiko einer Überforderung des Unternehmens minimiert.
Risiken bei partiarischen Darlehen von nahestehenden Personen
Trotz der vielen Vorteile bergen partiarische Darlehen auch Risiken – insbesondere dann, wenn sie von nahestehenden Personen gewährt werden. Dazu zählen Aktionäre, Gesellschafter oder andere Personen, die eng mit dem Unternehmen verbunden sind. In diesen Fällen müssen Unternehmen und Investoren besonders auf die steuerliche Behandlung achten, um unerwünschte Folgen zu vermeiden.
Das Problem besteht darin, dass bei Darlehen von nahestehenden Personen sogenannte verdeckte Gewinnausschüttungen auftreten können. Eine verdeckte Gewinnausschüttung wird vermutet, wenn das Darlehen nicht zu marktüblichen Bedingungen gewährt wurde, also ein Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung besteht. Besonders bei den Zinszahlungen wird ein solches Missverhältnis unterstellt, wenn diese von den sogenannten Safe-Harbour-Regelungen der Eidgenössischen Steuerverwaltung(ESTV) abweichen.
Die Safe-Harbour-Regelungen im Detail
Die von der Eidgenössischen Steuerverwaltung jährlich veröffentlichten Rundschreiben legen die zulässigen Zinssätze für Darlehen zwischen nahestehenden Personen fest. Diese Zinssätze gelten als Safe-Harbour-Zinsen, das heisst, dass Zinszahlungen, die innerhalb dieses Rahmens liegen, nicht als verdeckte Gewinnausschüttung angesehen werden. Unternehmen, die sich an diese Zinssätze halten, können also sicher sein, dass keine steuerlichen Konsequenzen drohen.
Abweichungen von diesen Zinssätzen führen hingegen zu einer Vermutung, dass eine geldwerte Leistung vorliegt. Eine solche geldwerte Leistung stellt eine verdeckte Gewinnausschüttung dar und führt zu steuerlichen Konsequenzen. Das Unternehmen müsste in diesem Fall die Differenz zwischen dem gezahlten partiarischen Zins und dem Safe-Harbour-Zins als zusätzliche Dividende versteuern, was zu einer Nachforderung der Verrechnungssteuer führen kann. Dies bedeutet nicht nur eine zusätzliche Steuerbelastung, sondern auch einen möglichen Verlust an Vertrauen bei den Steuerbehörden.
Das Bundesgericht und partiarische Darlehen
Auch das Schweizer Bundesgericht hat sich bereits mit der Thematik der partiarischen Darlehen auseinandergesetzt und entschieden, dass die Safe-Harbour-Zinssätze grundsätzlich auch für partiarische Darlehen gelten. Das bedeutet, dass selbst bei erfolgsabhängigen Darlehen die Zinssätze nicht einfach willkürlich festgelegt werden dürfen. Vielmehr müssen Unternehmen nachweisen, dass die vereinbarten Zinsen drittvergleichskonform sind –also unter Bedingungen gewährt wurden, die auch bei einem Darlehen von einemunabhängigen Dritten gelten würden. Gelingt dieser Nachweis nicht, wird die Differenz zwischen dem gezahlten partiarischen Zins und dem Safe-Harbour-Zins als geldwerte Leistung eingestuft, mit allen damit verbundenen steuerlichen Konsequenzen.
Vorsicht bei der Finanzierung durch partiarische Darlehen
Wenn du also planst, deinem eigenen Unternehmen ein partiarisches Darlehen zu gewähren, ist es von grösster Bedeutung, die Safe-Harbour-Regelungen genau zu beachten. Ein Zins, der die festgelegten Zinssätze übersteigt, kann schnell zu einer verdeckten Gewinnausschüttung führen, was sowohl steuerliche als auch rechtliche Folgen haben kann. Zudem solltest du sicherstellen, dass du die Bedingungen deines Darlehens nachweisen kannst, insbesondere wenn es sich um eine Finanzierung von nahestehenden Personenhandelt. Eine saubere Dokumentation und ein sorgfältiger Umgang mit diesen Regelungen sind unerlässlich, um steuerliche Risiken zu minimieren.
Fazit
Partiarische Darlehen sind zweifellos ein spannendes Finanzierungsinstrument, das sowohl Unternehmen als auch Investoren zahlreiche Vorteile bietet. Sie bieten finanzielle Flexibilität, hohe Renditechancen und eine risikoarme Möglichkeit, Unternehmen zu unterstützen, insbesondere in Phasen, in denen herkömmliche Finanzierungsformen nicht zur Verfügung stehen oder das Unternehmen nicht weiter belasten sollen. Doch wie bei jeder Finanzierungsmethode ist es entscheidend, die steuerlichen Implikationen genau zu kennen und sorgfältig zu planen – insbesondere, wenn nahestehende Personeninvolviert sind. Denn nur so kann das volle Potenzial dieses Finanzierungsinstruments ausgeschöpft werden, ohne unerwartete steuerliche Belastungen zu riskieren.