Software Escrow Agreements sind eine oft verwendete Sicherheitsmassnahme im Rahmen von Lizenz- und Software-as-a-Service (SaaS)-Verträgen. Software Escrow dient als Absicherung für Kunden von Softwareanbietern, birgt jedoch praktische und rechtliche Herausforderungen.
Key Message: Für die Nutzer von Softwarelösungen (Kunden von Software-Unternehmen) ist Software Escrow ein Instrument zur Risikominderung, doch sie stehen vor der Unsicherheit, ob der freigegebene Quellcode praktisch effektiv genutzt werden kann. Software-Unternehmen müssen ihre Immaterialgüterrechte sauber im Escrow Agreement regeln, andernfalls sie ein rechtliches Risiko betreffend der Eigentümerschaft trifft.
Im Detail:
Software Escrow aus Sicht des Software-Unternehmens
Vertrauensbildung und Markenwahrnehmung: Software-Unternehmen nutzen Escrow-Verträge, um das Vertrauen ihrer Kunden zu stärken und ihre Zuverlässigkeit zu signalisieren. Dies kann die Markenwahrnehmung verbessern und die Vertrauensbildung der Kunden fördern.
Schutz des geistigen Eigentums: Obwohl Software Escrow dazu beiträgt, das geistige Eigentum des Software-Anbieters zu schützen, indem der Quellcode nur unter spezifischen Bedingungen freigegeben wird, ist im jeweiligen Vertrag sehr genau zu prüfen, wann und wie das Eigentum an den Immaterialgüterrechten übertragen wird. Das Software-Unternehmen hat ein grosses Interesse daran, dass nur das Eigentum am Werkexemplar und nicht die vollständigen Immaterialgüterrechte in das Eigentum des Escrow Agenten übergehen.
Software Escrow aus der Sicht des Kunden
Sicherung der Investition mit Einschränkungen: Für Kunden bietet Software Escrow eine Sicherheitsebene für ihre Investitionen in die Software und eine Absicherung der künftigen Funktionsfähigkeit der Softwarelösung. Jedoch führt die blosse Verfügbarkeit des Quellcodes nicht automatisch zur Lösung aller Probleme. Viele Kunden verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen oder das Fachwissen, um den Quellcode effektiv zu nutzen, insbesondere bei komplexer oder spezialisierter Software.
Notwendigkeit einer umfassenderen Strategie: Nutzer von Softwarelösungen müssen Software Escrow als Teil einer breiteren Strategie betrachten, die auch Planungen für technischen Support und Wartung umfasst. Die Integration von Schulungen und Partnerschaften mit Drittanbietern kann dazu beitragen, die Lücke zwischen der Verfügbarkeit des Quellcodes und dessen praktischer Anwendbarkeit zu schliessen.
Software Escrow – für beide Seiten relevante Punkte
Herausgabefälle genau definieren: Für beide Seiten wichtig ist die Herausgabefälle genau zu definieren. Der wichtigste Herausgabefall ist in aller Regel der Konkurs des Software-Anbieters. Hierzu gilt zu beachten, dass genau definiert wird, welcher Zeitpunkt im Konkursverfahren die Herausgabe auslöst und ob konkursrechtliche Bestimmungen der relevanten Länder zu beachten sind.
Weitere Fälle können grundsätzlich nach Belieben vereinbart werden. Es macht für beide Seiten Sinn, wenn die Definition so klar als möglich ist, so dass im entscheidenden Moment keine Unsicherheiten bestehen.
Kosten: Kunde wie Anbieter möchten möglichst wenig Kosten tragen, das ist klar. Wichtig ist daher rechtzeitig zu klären, welcher Escrow Agent in Frage kommt und was für Preismodelle dieser hat. In der Regel fällt eine Initialgebühr und anschliessende laufende Gebühren (jährlich oder monatlich).
Eine Lösung, die sich häufig als sinnvoll erweist, ist dass das Software-Unternehmen die Initialkosten der Hinterlegung und der Kunde die laufenden Kosten trägt. Die laufenden Kosten hängen in der Regel von der Frequenz der Aktualisierung des Quellcodes ab. Da diese der Kunde bestimmen will, macht es Sinn, wenn der Kunde die entsprechenden Kosten trägt.