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Open Source Software – Was (Software-)Unternehmen beachten müssen

Anina Groh
Written by
Anina Groh
4.4.2024

Open Source Software ist eine beliebte Form der Nutzung und Weiterentwicklung von Softwarelösungen. Was muss aus Unternehmenssicht diesbezüglich beachtet werden, damit das Geschäftsmodell funktioniert und keine Risiken entstehen.

Open Source Software bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, von Kosteneinsparungen bis hin zu erhöhter Flexibilität und Innovation. Allerdings müssen Unternehmen auch die rechtlichen und sicherheitstechnischen Aspekte gründlich berücksichtigen und für ihren Business Case sauber abwägen, welches der richtige Umgang mit Open Source Software ist. Es empfiehlt sich klare interne Richtlinien für den Umgang mit Open Source Software zu definieren.

Was ist Open Source Software?

Open Source Software bezeichnet Programme, deren Quellcode öffentlich einsehbar und modifizierbar ist. Dies ermöglicht es Unternehmen und Einzelpersonen, die Software anzupassen, zu verbessern und sogar weiterzuverbreiten, sofern sie sich an die jeweiligen Lizenzbedingungen halten. Der freie Zugang zum Quellcode fördert Transparenz, Sicherheit und Innovation, da eine breite Gemeinschaft von Entwicklern zur Fehlerbehebung und Weiterentwicklung beitragen kann.

Vorteile von Open Source Software für Unternehmen

Kosteneffizienz: Open Source Software ist in der Regel kostenlos oder deutlich günstiger als proprietäre Alternativen.

Flexibilität und Anpassbarkeit: Unternehmen können den Quellcode nach ihren spezifischen Anforderungen modifizieren.

Innovation und Zusammenarbeit: Der Zugang zu einer breiten Gemeinschaft von Entwicklern und Nutzern kann die Innovation beschleunigen und die Produktqualität verbessern.

Unabhängigkeit: Unternehmen sind nicht an einen einzelnen Anbieter gebunden und können das Risiko von Vendor-Lock-Ins reduzieren.

Rechtliche Aspekte und Compliance

Lizenzbedingungen verstehen: Es ist entscheidend, dass Unternehmen die verschiedenen Typen von Open Source Lizenzen verstehen und die damit verbundenen Pflichten einhalten.

Gewährleistung und Haftung: Im Gegensatz zu kommerzieller Software bieten Open Source Lizenzen oft keine Gewährleistung oder Haftung. Unternehmen sollten Risiken sorgfältig abwägen.

Urheberrechte beachten: Die Nutzung von Open Source Software darf nicht zu Urheberrechtsverletzungen führen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Urheberrechte und Lizenzbedingungen beachtet werden.

Sicherheit und Datenschutz: Die Sicherheit von Open Source Software muss aktiv gemanagt werden, um sicherzustellen, dass keine Sicherheitslücken bestehen.

Überblick über die wichtigsten Open Source Lizenzen

Open Source Lizenzen regeln die Art und Weise, wie Software verwendet, modifiziert und weiterverbreitet werden darf. Es ist entscheidend für Unternehmen, die unterschiedlichen Lizenztypen zu verstehen, um die Compliance sicherzustellen und rechtliche Risiken zu vermeiden. Hier ist ein Überblick über einige der wichtigsten und am häufigsten verwendeten Open Source Lizenzen:

1. MIT Lizenz

Charakteristik: Eine der einfachsten und flexibelsten Open Source Lizenzen. Erlaubt breite Nutzungsfreiheiten.

Kernbedingungen: Erlaubt die Nutzung, Modifikation, Kopie und Weiterverbreitung in jeder Form, solange der Urheberrechtshinweis und die Lizenzbezeichnung beibehalten werden.

Eignung für Unternehmen: Ideal für Unternehmen, die eine minimale Einschränkung bei der Nutzung und Weiterverteilung von Software wünschen.

2. GNU General Public License (GPL)

Charakteristik: Die GPL ist darauf ausgerichtet, die Freiheit zu sichern, dass die Software frei bleibt. Dies beinhaltet spezifische Anforderungen an die Weiterverbreitung.

Kernbedingungen: Wenn ein Unternehmen Software, die unter der GPL steht, verändert oder verteilt, muss es den geänderten Quellcode unter derselben Lizenz zur Verfügung stellen.

Eignung für Unternehmen: Unternehmen, die Software unter der GPL nutzen, müssen bereit sein, Änderungen zu teilen und sicherzustellen, dass sie keine proprietären Komponenten einschließen, die sie nicht freigeben möchten.

3. Apache License 2.0

Charakteristik: Bietet rechtlichen Schutz gegen Patentansprüche und ist kompatibel mit vielen anderen Lizenzen.

Kernbedingungen: Erlaubt die Nutzung, Modifikation und Weiterverbreitung von Quellcode und binären Formaten. Benutzer müssen bei veränderten Versionen auf Änderungen hinweisen.

Eignung für Unternehmen: Geeignet für Unternehmen, die Wert auf Patentschutz legen und gleichzeitig Software modifizieren und distribuieren möchten.

4. BSD-Lizenzen

Charakteristik: Existieren in verschiedenen Formen (z.B. 2-Klausel, 3-Klausel), sind aber generell permissiv und erlauben fast jede Verwendung mit minimalen Einschränkungen.

Kernbedingungen: In der Regel erforderlich, das Urheberrecht und die Lizenzbedingungen in allen Kopien des Codes zu veröffentlichen. Nicht verpflichtet, Quellcode-Modifikationen oder abgeleitete Werke offenzulegen.

Eignung für Unternehmen: Vorteilhaft für Unternehmen, die proprietäre Software entwickeln möchten, die auf Open Source basiert, ohne die Verpflichtung zur Offenlegung von Derivaten.

5. Eclipse Public License (EPL)

Charakteristik: Entwickelt für die Eclipse-Community, erlaubt die Verteilung von modifizierten Versionen ohne den Quellcode der Modifikationen.

Kernbedingungen: Produkte, die den EPL-Code enthalten, müssen den Quellcode und die Modifikationen unter derselben Lizenz zur Verfügung stellen, aber die Lizenz erfordert nicht, dass Produkte, die neben dem EPL-Code stehen, ebenfalls unter der EPL veröffentlicht werden.

Eignung für Unternehmen: Gut geeignet für Unternehmen, die zur Open Source Community beitragen, aber auch proprietäre Produkte entwickeln möchten.

Umsetzung im Unternehmen

Die Softwareentwickler*innen in Software-Unternehmen wollen möglichst viel Freiheit bei der Entwicklung von Softwarelösungen und bevorzugen daher häufig die Nutzung von Open Source Software. Die Business-Seite hingegen wird häufig skeptisch sein, weil relevante Softwarelösungen nicht öffentlich zugänglich sein dürfen. Die Legal/Compliance-Abteilung wird Bedenken betreffend der Datensicherheit und potenziell einschränkender Lizenzbestimmungen haben.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig die technische, Business- und Legal-Abteilung zusammenzubringen und gemeinsam zu erarbeiten, welcher Umgang mit Open Source Software für das konkrete Unternehmen richtig ist. Ich empfehle die erarbeiteten Grundsätze in internen Richtlinien festzuhalten und je nach Unternehmen auch einen Prozess (Standard Operational Procedure) zu etablieren, der rechtzeitig die Implementierung von Open Source Software im Unternehmen auf potenzielle Risiken überprüft.

Auch für Nicht-Software-Unternehmen spielen Open Source Lösungen eine Rolle, weshalb es sich auch dort empfiehlt (wie bei allen Softwareprodukten, die ein Unternehmen nutzt) zu prüfen, ob die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Unternehmen stimmen.

Open Source Software ist eine beliebte Form der Nutzung und Weiterentwicklung von Softwarelösungen. Was muss aus Unternehmenssicht diesbezüglich beachtet werden, damit das Geschäftsmodell funktioniert und keine Risiken entstehen.